AUSLÄNDISCHE PFLEGEKRÄFTE – ENTLASTUNG ODER EHER BELASTUNG?

Balkanstaaten oder lieber Südostasien? Händeringend sucht man in Deutschland nach Pflegepersonal. Also warum nicht ausländische Fachkräfte einstellen, wenn in vielen Staaten doch eine höhere Arbeitslosigkeit herrscht als in der Bundesrepublik?

 

Das Bundesgesundheitsministerium umwirbt aufgrund des Personalmangels Pfleger aus dem Ausland. Die rechtlichen Grundlagen für das Anwerben bildet der Verhaltenskodex der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dieser besagt, dass dem Mangel an Fachkräften mit Hilfe von ausländischen Arbeitern entgegengewirkt werden kann, sofern eine nachhaltige Versorgung mit Fachpersonal, eine effiziente Personalplanung und Entwicklung von Strategien in der Dienstplanung sichergestellt sind. 

 

Er ruft auf zu:

 

  • Partnerschaften mit den Herkunftsländern 
  • Vereinbarungen mit wichtigen Akteuren, wie Vermittler oder Gesundheitseinrichtungen
  • Technische und finanzielle Unterstützung
  • Förderung von Aus- und Weiterbildungen des Gesundheitspersonals 
  • Sammlung und Austausch von Erkenntnissen über die Migration genannter Fachkräfte
  • Umsetzung des WHO-Kodexes in nationales Recht (1)
     

Grundsätzlich favorisiert Deutschland Personal aus Ländern, die in der Fachkräftemigration zusammenarbeiten wollen und selbst über einen Fachkräfteüberschuss verfügen. (2)

 

In diesem Zusammenhang spielt die Inselgruppe der Philippinen eine große Rolle. Vor einigen Monaten bemühte sich ein Delegation um Staatssekretärin Sabine Weiss um südostasiatische Pflegekräfte. (3)

 

Im Jahr 2013 wurde zwischen der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) und der philippinischen Arbeitsverwaltung sogenannte Vermittlungsabsprachen getroffen. Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit nutzt dies, um von den Philippinen und den Balkanstaaten mehr als 2000 Krankenpfleger zu rekrutieren. (4)

Weitere Fakten:
  • Knapp 100 000 Philippinos arbeiten im Ausland, darunter auch viele in der Bundesrepublik
  • Insgesamt stellte das südostasische Land im ersten Halbjahr diesen Jahres über 25 000 Ausreiseanträge für Fachkräfte
  • Allein 1 500 davon kamen nach Deutschland (5)

Dr. Thomas Gehrig, der seine Kompetenzen im Migrationsrecht zeigt, argumentiert für philippinische Pflegekräfte wie folgt: “Die Philippinos haben die beste Ausbildung der Welt.” Zudem erhalten die Pfleger dort ein Masterstudium und es ist üblich, eine Arbeitsstelle im Ausland anzutreten. (6)

 

Aus Sicht der Staatssekretärin des Bundesgesundheitsministeriums Sabine Weiss profitieren beide Länder: Der in Südostasien herrschenden Arbeitslosigkeit von etwa 200.000 Arbeitern kann so entgegengetreten werden, gleichzeitig besetzt Deutschland mehrere Arbeitsstellen in einer Berufsbranche, die bezüglich Pflegekräften stark unterbesetzt ist. (7)

Doch mit den ausländischen Fachkräften steigen auch die Herausforderungen:

Es gilt, die deutsche Sprache zu lernen. Deswegen gibt es in der philippinischen Hauptstadt Manila spezielle Schulen, in denen das ausgebildete Pflegepersonal einen achtmonatigen Intensivkurs belegt. Der Bedarf für diese Art des Unterrichts ist enorm hoch, die Tendenz der Nachfrage steigt.

Ein Kritikpunkt ist die lange Dauer bis zur produktiven Arbeit nach der Beantragung eines Visums. Umfassende Wartezeiten auf die Einreiseerlaubnis, das Einfinden in die fremde Kultur bis hin zur festen Einstellung erschweren den Integrationsprozess und bis dahin vergessen viele, was sie bisher gelernt haben. “Geduld und eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind der Schlüssel zum Erfolg”, so Ramon Hansmeyer, Leiter der Sprachschule in Manila (7). Bis zur Anstellung als Pflegekraft vergehen zwischen 12 und 18 Monate, einen großen Zeitraum, den es mit Sprachkursen und Aufklärungen über den deutschen Arbeitsalltag zu überbrücken gilt (8).

 

Der Präsident des Bundesverband privatere Anbieter sozialer Dienste (bpa) Bernd Meurer äußert sich zu diesem Thema wie folgt: “Die zögerliche Hal­tung der deutschen Behörden von der Visastelle bis hin zur Anerkennung trägt weder zur Behebung der Versorgungslücken in Deutschland bei noch bietet sie eine berufliche Pers­pektive für interessierte Pflegefachkräfte” (9).

Peter Teckenberg, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, kritisiert die Methode, Pflegepersonal im Ausland zu erwerben: “Wir sehen es kritisch, wenn versucht wird, im Ausland Fachkräfte anzuwerben. Es sollte sich die Frage gestellt werden, ob der zeitliche und personelle Aufwand durch Anwerbung, Vermittlung und Integration zum Erfolg führt.” (10)

Bundesagentur-Vorstandsmitglied Raimund Becker sieht dies teilweise anders: “Mit dem Vermittlungsprojekt kompensieren wir langfristig und vorausschauend einen Teil unserer Bedarfe.” Allerdings reichen Kräfte aus dem Ausland nicht aus, um den wachsenden Anspruch an Pflegekräften zu decken. “Wir werden auch weiterhin auf heimisches Potenzial zurückgreifen.” (11)

Und obwohl Philippinos eine medizinlastige Ausbildung erfahren, werden sie aufgrund oben genannter Vorteile favorisiert. “Der Einsatz im Krankenhaus auf den Philippinen unterscheidet sich stark vom Einsatz in Deutschland”, so Doris Schneider, Geschäftsführerin mehrerer Caritas-Altenheime in München und Umgebung:

 

  • Von den philippinischen Pflegern wird keine Grundpflege geleistet. „Das heißt für uns, es braucht erstmal viel Anleitung, mit einer Woche Anlernen ist es nicht getan.”
  • Die Philippinos sind es zudem nicht gewohnt, dass Nachfragen bei Verständnisschwierigkeiten und Unklarheiten erwünscht und wichtig sind. (12)

Lösungsvorschläge gibt es bereits – die Eingliederung soll weniger Zeit in Anspruch nehmen als bisher:

  • Kürzere Visa-Verfahren
  • Intensive Sprachkurse
  • Eine enge Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und privaten Vermittlern. (13)

Zudem können digitale Assistenten für Pflegekräfte wie Cliniserve, die aktuell vermehrt in deutschen Kliniken zum Einsatz kommen, helfen. Durch mehr Struktur in Form dynamischer digitaler Aufgabenlisten sowie Chats zum Vereinfachen von Nachfragen, kann die Einarbeitung von Mitarbeitern beschleunigt und die Belastung des Bestandspersonals reduziert werden.

Das Bundesgesundheitsministerium sucht aufgrund der deutlich größeren Anzahl an ausgebildeten Pflegern zusätzlich noch in den folgenden Balkanstaaten:

 

  • Albanien
  • Bosnien-Herzegowina
  • Serbien

Grund dafür ist die dort vorliegende enorm hohe Nachfrage an Personal, weswewgen viele Fachkräfte in diesen Länden keine freien Stellen finden. (14)

 

AUF DIESE WEISE VERSUCHT DEUTSCHLAND, DEM PERSONALMANGEL IN DER PFLEGEBRANCHE ENTGEGENZUWIRKEN.

In welchem Ausmaß die Einstellung der ausländischen Arbeitskräfte den Fachkräftemangel ausgleicht und wie unkompliziert die dauerhafte Integration der philippinischen Pfleger verläuft, wird die Zukunft zeigen.

 

Quellen:

 

(1) https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2014A25_adt_clemens_merda.pdf

 

(2) https://www.spiegel.de/karriere/gesundheitsministerium-will-pflegekraefte-auf-den-philippinen-anwerben-a-1281726.html

 

(3) https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Bueffeln-warten-pflegen-411028.html

 

(4) https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2014A25_adt_clemens_merda.pdf

 

(5) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Ausl%E4ndische%20Pflegekr%E4fte?nid=105285

 

(6) https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Dank-Schweizer-Hilfe-Filipinos-lindern-deutsche-Pflegenot-_arid,1298891.html

 

(7) https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Bueffeln-warten-pflegen-411028.html

 

(8) https://www.pz-news.de/pforzheim_artikel,-Dank-Schweizer-Hilfe-Filipinos-lindern-deutsche-Pflegenot-_arid,1298891.html

 

(9) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Ausl%E4ndische%20Pflegekr%E4fte?nid=105285

 

(10) https://www.spiegel.de/karriere/gesundheitsministerium-will-pflegekraefte-auf-den-philippinen-anwerben-a-1281726.html

 

(11) https://www.aerztezeitung.de/Politik/Bundesagentur-setzt-wieder-staerker-auf-Pfleger-von-den-Philippinen-297313.html

 

(12) https://www.sueddeutsche.de/muenchen/altenpflege-pfleger-aus-dem-ausland-lindern-den-notstand-in-muenchner-heimen-1.3969088-0#seite-2

 

(13) https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Ausl%E4ndische%20Pflegekr%E4fte?nid=105285

 

(14) https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Bueffeln-warten-pflegen-411028.html

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