Digitalisierung in der Pflege

Market Research 2022

Fragestellung

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist seit Jahren immer wieder Thema. Durch die COVID-Pandemie wurde dieser Misstand allerdings noch einmal deutlich gemacht. Auch medial wurde dem Thema wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt.

 

Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung fand 2021 heraus, dass bundesweit gut 35.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen (Deutsches Ärzteblatt, 2021). Gründe dafür sind neben der COVID-Krise auch, dass Pflegekräfte auf Grund der steigenden Mieten eher in ländliche Regionen ziehen. Außerdem ist zu beobachten, dass durch die generell steigende Überlastung der Pflege immer mehr Pflegekräfte ihren Beruf verlassen. Dieser Umstand belastet die Pflege indessen weiter (Deutsches Ärzteblatt, 2021).

 

Ein Ansatz dieser Entwicklung entgegenzuwirken ist es, Prozesse wie etwa interne Kommunikation, Entlassmanagement oder Transport und Navigation digital abzubilden, um so Zeit und Arbeit zu sparen. Die Digitalisierung der klinischen Prozesse und besonders die in der Pflege sind langwierig und benötigen neben finanziellen Mitteln auch die entsprechenden personellen Ressourcen.

 

In diesem Artikel wollen wir herausfinden, wie fortgeschritten die Digitalisierung in der Pflege in deutschen Krankenhäusern ist. Wir konzentrieren uns hierbei besonders auf Kommunikationsprozesse.

Methode

Die Umfrage wurde als qualitatives Expert: innen Interview durchgeführt. Mit Hilfe von telefonisch durchgeführten Interviews und wahlweise einer Online-Umfrage, wurde der Fragebogen von den Teilnehmer: innen beantwortet (Befragungszeitraum: 01.04.2022 – 28.06.2022). Es bestand auch die Möglichkeit einen per E-Mail zugesandten Fragebogen auszufüllen. Der Zeitaufwand betrug bei allen Optionen ca. sechs Minuten pro Teilnehmer: in.

 

Der Fragebogen bestand aus neun offenen und drei geschlossenen Fragen. Die Krankenhäuser wurden deutschlandweit und zufällig ausgewählt. Die einzelnen Personen waren aus unterschiedlichen Fachbereichen wie z.B. Pflegedirektion, Digitalisierungsmanagement und IT-Management. Insgesamt haben 34 Häuser teilgenommen mit einer durchschnittlichen Bettenanzahl von 450 Betten (Mittelwert).

Analyse

 

Zunächst wurde gefragt welche digitalen Geräte die Pflegekräfte im Haus derzeit nutzen. Der Großteil mit knapp 47% benutzt bisher nur PC/Visitenwagen. Weit weniger verwenden mit ca. 23% schon Smartphones oder Tablets. In knapp einem Drittel der befragten Häuser sind beide Optionen im Einsatz. Mit nur rund 3% sind die Häuser, die nichts dergleichen verwenden in der klaren Minderheit.

 

Mit knapp 64% haben die Pflegekräfte im Großteil der Krankenhäuser nicht die Möglichkeit den Dienstplan von zu Hause einzusehen. In manchen Häusern kann der Dienstplan zwar digital eingesehen werden, jedoch nur im Haus, in allen anderen Fällen war dies nur auf Papier möglich. Aktuell ist bei gut einem Fünftel in Planung, das Einsehen von zu Hause möglich zu machen.

 

Deutlich über die Hälfte der Häuser besitzt noch keine Infotainment Systeme (z.B. Bedside Terminals) für Patient: innen, haben jedoch vor diese in Zukunft einzuführen. Nur ca. 27% stellen ein solches Angebot schon zur Verfügung.

 

Fast 38% der Krankenhäuser benutzen für die Kommunikation zwischen Patient:innen und Pflegekräften ausschließlich den Lichtruf. Zusätzlich dazu haben in etwa 52% der Fälle die Patienten die Möglichkeit, auch über eine Gegensprechanlage oder Telefon mit der Pflege zu kommunizieren. Bei nur etwa 10% ist dies auch über Software/Bedside Terminals möglich.

Der Transport wird in weit mehr als der Hälfte der Häuser nur telefonisch geregelt. In etwa 31% wird hierfür Software genutzt, nur ca. 10 % nutzen beides.

 

Der Prozess der Ersatzsuche im Falle eines kurzfristigen Ausfalls wird in etwa 41% telefonisch abgewickelt. Bei nur knapp 3% der Häuser geschieht dies per E-Mail. Die überwiegende Mehrheit mit knapp 56% nutzt ein Kombinationslösung (Telefon, Messenger, Mail, Dienstplanprogramm).

Bei der Kommunikation der Stationen untereinander, geschieht dies bei ca. 20% telefonisch, weitere gut 3% nutzen E-Mail. Die große Mehrheit mit rund 77% verwendet eine Kombinationslösung (Telefon, Persönlich, Mail, Webcall Tool).

Der Stand der Digitalisierung in der deutschen Pflege wurde von den aller Meisten mit mehr als 76% als beginnend eingestuft. Rund ein Zehntel befand die Digitalisierung als nicht vorhanden. Lediglich ca. 14% schätzten diese als fortgeschritten bzw. weit fortgeschritten und niemand als abgeschlossen ein.

Ihr eigenes Haus schätzte der Großteil mit über 44% als fortschrittlich ein, mehr als ein Fünftel als durchschnittlich und rund 32% als wenig digitalisiert.

Resumee

 

Ziel dieser Befragung war es, den Stand der Digitalisierung in der deutschen Pflege mit Fokus auf den Kommunikationsprozessen abzubilden. Zu beobachten ist, dass in einem Großteil der Häuser weder auf Patient: innen- noch auf Pflegeseite digitale Endgeräte zur Verfügung stehen.

 

Der Großteil der Kommunikation findet sowohl pflegeintern, bereichsübergreifend und zwischen Patient: innen und der/ die Pflegekraft persönlich oder telefonisch statt. Diese Gegebenheiten führen dazu, dass beim Thema Digitalisierung noch viel Potential zur Entlastung der Pflege vorhanden ist.

 

Als Gründe für die oben genannten Umstände wurden verschiedene Probleme von den Befragten identifiziert. Jedoch gab es vereinzelte Themen, die immer wieder auftauchten. Zum einen die Anzahl der verfügbaren KIS Anbieter, die ein Oligopol in Deutschland darstellen, zum anderen die Zusammenarbeit bezüglich der Datenschnittstellen mit diesen. Die vorhandenen Lösungen seien aus Sicht der Pflege zudem an den Bedürfnissen vorbei entwickelt.

 

Der Bereich der Pflege fühlt sich nicht am Prozess der Entwicklung mit einbezogen. Dadurch entsteht für die Pflegekräfte mehr Belastung statt (eigentlich gewollter) Entlastung. Auch stellt die Überwindung krankenhausinterner Strukturen, wie z.B. alle am Prozess der Implementierung Beteiligten zu überzeugen, eine große Hürde dar. Zudem sind die damit verbundenen Prozesse sehr langwierig. Personelle und zeitliche Ressourcen für die Schulung und Einführung der digitalen Systeme seien außerdem schwer freizustellen.

 

Das am häufigsten genannte Problem stellt die Finanzierung solcher Projekte dar. Besonders hervorgehoben wurde dabei auch, dass die Bezuschussungsanträge für die Refinanzierung einen sehr langwierigen Prozess darstellen.

 

Zwischen den Aussagen zur Digitalisierung des eigenen Hauses im Vergleich zum Rest des Marktes und den Aussagen zu vorangegangenen Fragen lässt sich eine gewisse Dissonanz erkennen. Es kann hier also von möglichen Fehleinschätzungen des Marktes oder der eigenen Situation ausgegangen werden.

 

Die oftmals langen Prozesse und die schwierige Implementierung digitaler Lösungen und auch die sich als schwer herausstellende Zusammenarbeit mit den KIS-Herstellern bedarf einer Lösung. Alleinstehende Optionen wie etwa Cliniserve CARE und TEAM für die Optimierung der internen Kommunikationsprozesse, Catchup Applications für die einfache Orientierung in der Klinik oder nubedian für ein reibungsloses Entlassmanagement können Abhilfe leisten. Durch die Flexibilität dieser jungen Unternehmen wird nicht nur im Implementierungsprozess ein unkomplizierter und zügiger Ablauf gewährleistet. Auch die Nutzung der Lösungen ist genau auf den Klinik-Alltag abgestimmt und mit und für die Mitarbeitenden im Haus entwickelt und somit von allen Anwender: innen nutzbar.

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